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Aktuelle Verkehrsanalyse zeigt keine Notwendigkeit für Nordtangente

Mit den frei verfügbaren Google Maps Daten kann man eine sehr gute Verkehrsanalyse machen. Das liefert bessere Daten als so manches Gutachten, da hier die GPS- und Atomuhr genauen Daten der Android Smartphones genutzt werden. Verhindern kann man das nur, wenn man die Standortfreigabe, GPS oder Mobile-Daten deaktiviert, was sicher die wenigsten machen. Im August 2018 wurde aufgedeckt, dass Google Ortsdaten auch bei deaktiviertem Standortverlauf sammelt. Ebenso tragen alle iPhone-Nutzer, die gerade mit Google Maps navigieren, zu diesem Datenschatz bei. Fachleute nennen sich dieses Verfahren Floating Car Data.
In einer aktuelle Studie der IHK über "Maßnahmen gegen den Stau in Stuttgart" erläutert eine der führenden Verkehrsgutachter PTV Transport Consult GmbH die Methodik und Vorteile der Floating Car Data bei der Verkehrsanalyse und Verkehrsplanung (siehe Kapitel 3 und 4 in https://www.stuttgart.ihk24.de/standortpolitik/../downloads/Publikation-IHK-Studie-Stau-Ursachen-data.pdf).
Doch nicht nur die Echtzeitverkehrslage ist gratis und genau (siehe Computerwoche vom Mai 2018), sondern diese Daten werden seit einem Jahr automatisch zusammengefasst und dargestellt [1]. Somit kann heute jeder genauere Verkehrslage-Analysen machen als Experten mit exklusiven Daten noch vor wenigen Monaten.
Probieren Sie es einfach aus: Klicken Sie auf https://www.google.de/maps/@51.4890046,11.9518583,14z/data=!5m1!1e1 um Google Maps mit dem Traffic Layer zu starten. Sie sehen die Echtzeitverkehrslage von Halle/Saale. Klicken Sie nun unten in der Mitte auf "Aktuelle Verkehrslage" und wählen Sie "Normale Verkehrslage" um die gemessene(!) Durchschnittsverkehrslage je Tag und Zeit anzusehen! Die stauanfälligsten Zeiten sind Montag früh, Donnerstag gegen 16 Uhr und Freitag gegen 15 Uhr. Dunkelrote werden die Straßenrichtungen mit stockendem Verkehr (also Stau) markiert, rot mit leicht stockendem Verkehr (wie z.B. vor einer Ampel). Orange und grün fließender Verkehr.
Montags früh. Stau in der Innenstadt.
Montags früh. Stau in der Innenstadt.


Als Ergebnis erkennt man, dass man den Norden von Halle - insbesondere die Strecke vom Ende der Osttangente bis nach Trotha - als staufrei bezeichnen kann. Rote Strecken findet man auf der Hochstraße und im Süden. Ausnahme Do 16 Uhr und Fr 15 Uhr, dort ist die Strecke bei der Ampel in Trotha am Lidl rot, da dort auch die Straßenbahn die Straße kreuzt. Eine Optimierung der Ampelschaltzeiten aufgrund der Google Maps Daten wäre sicherlich hilfreich.

Das höchste Verkehrsaufkommen ist freitags 15 Uhr
Das höchste Verkehrsaufkommen in Halle ist freitags um 15 Uhr


Gut zu sehen sind auch die Verkehrsströme, z.B. freitags 15 Uhr, das erhöhte Verkehrsaufkommen an der Burg Giebichenstein Kreuzung. Die Autofahrer von der Dölauer Straße und Kreuzvorwerk fahren größtenteils zur Großen Brunnenstraße und verursachen dort in Höhe Reilstraße einen Stau (in Richtung Trotha gibt es in Höhe Trothaer Straße keine roten Strecken, selbst obwohl die Trothaer Straße orange ist). Somit ist das Argument "Man braucht eine nördliche 4. Saalebrücke damit man die Brücke Burg Giebichenstein entlastet" nicht begründbar, da der Verkehr nicht nach Norden will. Auch das Argument, dass dieser Verkehr größtenteils weiter zur B100 will, und damit (zumindest für Freitag 15 Uhr) lieber einen großen Umweg über eine große Nordtangente nehmen würde, kann man mit den Daten nicht begründen, da es dann eigentlich zum stockenden Verkehr vor Ampeln und Straßenverengungen auf den Weg dorthin kommen müsste. Kommt es aber nicht, das Einfädeln der Wolfensteinstraße in die Paracelsusstraße und dann später die Strecke vor der Ampel am Hermes Areal ist sogar freitags 15 Uhr grün! Diese grünen Strecken sollten eigentlich von den vielen Autofahrern verstopft werden, die von der Kröllwitz-Brücke zur B100 wollen und potenzielle Nutznießer einer großen Nordtangente wären.

Die Fahrzeit von der Dölauer Heide über die Krollwitzbrücke bis nach Peissen zu Anschlußstelle der Osttangente beträgt um Mitternacht (kein Verkehr) 14 Minuten. Freitags um 15 Uhr (höchste Verkehrsaufkommen der Woche) beträgt die Fahrzeit im Durchschnitt 17 min (pessimistischste Annahme ist 22 min), gerade einmal 3 Minuten länger. Die Fahrzeit auf einer großen Nordtangente (von Lettin bis Peissen) wäre selbst bei null Verkehr nicht viel schneller, da die Strecke viel länger ist - und das freitags 15 Uhr. Zu jeder anderen Zeit wäre der Umweg über eine Nordtangente noch ungünstiger.

Eine weitere Auswertung der Verkehrslage der kürzesten(!) Verbindung zwischen Anschluss Osttangente bei Peissen und Trothaer Hafen rechtfertigt die Kosten einer zusätzlichen, längeren(!) Nordtangente in keinster Weise. Die einzelnen Verkehrslagen dieser Strecke können folgend als Video zusammengestellt angesehen werden:
>> Bitte beim Abspielen unten rechts im Video auf das gestrichelte Quadrat für "Vollbild" klicken!




Wichtig: Die Daten von Google Maps sind nicht geschätzt, sondern real gemessene Daten und erfüllen alle Voraussetzungen einer belastbaren Auswertung. Aus den Daten erkennt man, dass die Ausgabe von Millionen Euro Steuergeldern nicht begründbar und nicht gerechtfertigt ist.
Weitere Informationen auf www.nordtangente.info.

Kommentare

  1. Vielen Dank für diese sachliche Darstellung. Ein wichtiger Punkt, der mir bisher leider in der Beschreibung der Situation fehlt, ist, dass bisher die Zuständigkeiten zersplittert sind, der Bund gibt das Geld und setzt Prioritäten, die Länder kümmern sich ums Planen und Bauen.

    Das soll sich aber ab 2021 ändern und mit der geplanten Fernstraßengesellschaft wären solche regionalen Projekte, die wie hier wenig Nutzen haben, viel schwieriger zu realisieren.

    Für die Verantwortlichen entsteht durch diese Perspektive ein gewisser Zugzwang, da solche Großprojekte keine Kosten verursachen, zu mindestens keine, die sie bezahlen müssen, und in jedem Fall Wohlfahrtsgewinne und Aufmerksamkeit generieren. Die Argumentation der Arbeitsplätze wird in solchen Fällen nur durchgereicht um die Medien und Massen zu besänftigen. Viel mehr geht es den Verantwortlichen darum Großaufträge für die regionalen Baubetriebe zu organisieren, an denen sie häufig auch finanziell interessiert sind.

    Die Allgemeinheit sollte von dieser Kausalität in Kenntnis gesetzt werden, denn heutzutage wirken die reinen Angaben der Millionenausgaben nicht mehr.

    Viel mehr Wirkung erzielt es wenn man den Namen Papenburg im Hinblick auf die unlogischen Bauvorhaben erwähnt, die jahrelange Korruption und Vetternwirtschaft in der Stadtverwaltung verantworten und sicher an diesem Projekt wieder beteiligt sind.

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Nordtangente Halle/Saale - Verlauf & Daten

Das nächste große Bauprojekt der Stadt Halle/Saale ist die Nordtangente, damit der Hafen Halle Trotha an die B100 und die B91 angeschlossen wird. Siehe Verlauf und Daten auf  www.nordtangente.info . Eine geplante Brücke über die Saale im Anschluss an die Nordtangente würde das Logistik- und Transportwesen im Norden von Halle (Mötzlich, Frohe Zukunft, Tornau, Trotha, Seeben, Sennewitz) nochmals ausbauen, ebenso die geplanten Gewerbegebiete bei Oppin und Sennewitz. Zum Vergleich: Baukosten der Osttangente 33 Millionen Euro, Verkehrsaufkommen bisher 6500 Fahrzeuge pro Tag. Karte in Google Maps öffnen: http://bit.ly/nordtangente-karte  oder auf   www.nordtangente.info  ansehen.

Was würde die Nordtangente und das Gewerbegebiet verändern?

Was würde die Nordtangente und das Gewerbegebiet verändern? Ich bin heute die Strecke des Fahrradweges zum Petersberg abgefahren, der auch gleichzeitig Teil des Lutherwanderweges und des europäischen Fernwanderweges E11 ist. Die Nordtangente würde den Weg in Höhe Franzosenstein  kreuzen. Der Weg führt weiter am geplanten Gewerbegebiet Oppin/Tornau. Die Natur, die Sie hier sehen, würde mit den geplanten Bauvorhaben verschwinden! Die grün eingezeichneten Strecke wurde von Süden nach Norden fotografiert.           Ortsrand Halle mit Blick nach Norden zur Nordtangente Ein paar Meter weiter... Blick nach Westen mit einer der schönsten Aussichten auf Halle (genau hier soll die Nordtangente lang) Kurz vor dem Franzosenstein, im Hintergrund der Gutspark Seeben. Am Franzosenstein vorbei und Blick zurück... Der „Franzosenstein“ genannte Menhir von Seeben ist ein wahrscheinlich aus der Jungsteinzeit stammender Menhir in der Nähe von Seeben. Der „Franzosenstein“ g